Der Fall Rob Daum – Keine Zukunft

Vorab: Ich bin mir bewusst, dass dieser Blog auf viele vllt falsch wirken wird; dass ich als Möchtegern-Insider gelten werde, dass es sich vllt negativ auf meinen Blog auswirkt;   das nehme ich in Kauf. Wer mich kennt (und mittlerweile gibt es ein paar da draußen bei denen das der Fall ist), der weiß, dass ich mich nicht ohne Grund so weit aus dem Fenster lehnen würde.


daum

Am 19. Spieltag empfingen die Iserlohn Roosters die stark von Verletzungen geplagten Grizzlys aus Wolfsburg. Ein Spiel auf eher niedrigem Niveau entschieden die Roosters, trotz Rob Daum, mit 7:6 nach Overtime für sich.

Ich will hier gar keinen klassischen Spielbericht verfassen, sondern meine Eindrücke, welche auf persönlicher Meinung und Informationen Dritter beruhen, schildern.

Falls die Verantwortlichen in Iserlohn noch einen letzten Beweis benötigen, dass Rob Daum keine Zukunft mehr mit dieser Mannschaft hat; er wurde gestern geliefert.

50 Minuten war es das klassische Rob Daumsche System, garniert mit Verunsicherung und dadurch resultierender Fehleranfälligkeit. Das war in vielen Situationen bis auf die Tribüne spürbar und das kann ich keinem Spieler, der gestern auf dem Eis stand, verübeln. Im Gegensatz zu den vorherigen Heimspielen, litt gestern zudem das Offensivspiel der zweitbesten Offensive der DEL. Gefährliche Aktionen entstanden oftmals nur durch Einzelaktionen oder Zufall. Ein klarer Plan war nicht zu erkennen.

Und trotzdem, und das unterscheidet diese Mannschaft von denen der letzten Jahre, wirkte es (mit Ausnahme des ersten Drittels) dennoch wie eine Mannschaft auf mich, die alles in Ihrer Macht stehende versucht. Da sind wir auch schon direkt beim Thema.

CamaraDie Stimmung innerhalb des Teams ist gut, das wurde mir mehrfach glaubwürdig bestätigt . Das zeigt auch der Jubel nach dem Overtime-Winner von Anthony Camara und der unbändige Wille in den letzten zehn Minuten. Eine Mannschaft die in Splittergruppen gesprengt ist oder in der es nicht stimmt, zeigt weder eine solche Moral, noch ist Sie in der Lage einen eigenen Matchplan in solch einer Crunchtime zu entwickeln. Hier war für mich klar zu erkennen, dass die Mannschaft das Spiel in die eigene Hand genommen hat. Völlig unabhängig vom Mann hinter der Bande. Der Sieg war kein Verdienst von Coaching oder einer taktischen Meisterleistung. Es war die individuelle Klasse (welche zweifelsfrei vorhanden ist) und der unbändige Wille.

Das System Rob Daum ist entschlüsselt. Der Professor wirkt hilf- und vor allem planlos. Er ist seit seiner Ankunft in Iserlohn nicht in der Lage gewesen, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Seit seiner Zeit in Österreich lässt Daum das gleiche Defensivsystem spielen. Ob er das System nicht ändern will oder nicht dazu im Stande ist, lässt sich für mich schwer beantworten. Wenn ich mich aber in die Lage eines Spielers versetzen würde und ich würde merken, dass ich Spiel für Spiel immer und immer wieder die gleiche Art von Toren herschenke; bei mir würde sich der Eindruck verfestigen, der Trainer ist nicht in der Lage zielführende Veränderungen einzubringen. Ich würde sogar fast noch einen Schritt weitergehen, dass man im Bereich der defensiven Stabilität eher eine Schritt zurück gegangen ist. So katastrophal hat man die eigene Zone letztes Jahr nicht bespielt.

Natürlich ist nicht jedes Gegentor eine Systemfrage. Individuelle Fehler tragen ebenfalls dazu bei, aber auch hier sind wir dann doch irgendwann an dem Punkt:

Hilft es, Spieler in ein System zu pressen und stur an diesem festzuhalten, in dem Sie sich nicht wohlfühlen und von dem Sie nicht überzeugt sind? Ich behaupte nein. Und die Auswüchse können wir aktuell Wochenende für Wochenende wachsen sehen.

jubel

Rob Daum hatte nun eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft und durfte sicherlich im Sommer seine Wünsche bezüglich Spielerverpflichtungen äußern. Wer sich an die Vorbereitungsspiele diesen Sommer erinnert, dem wird aufgefallen sein, dass defensiv keinerlei Weiterentwicklung zu erkennen ist.

Ebenfalls ist nicht zu erkennen, dass Daum überhaupt versucht etwas zu verändern. Im schlimmsten Fall würde er Veränderungen vornehmen und man kassiert in einem Spiel zehn Gegentore. Aber auch dieser Schritt bleibt völlig aus. Die Art der Gegentore hingegen bleibt immer gleich. Ein Eingeständnis bzw die Selbsterkenntnis, dass es eben nicht nur am Goalie bzw am Defensivverhalten liegt, fehlt weiterhin.

Wenn Daum dann mal etwas ändert, dann wirkt es wie Aktionismus. So wie gestern als er öfter versuchte die Reihen zu ändern (sowohl bei 5 gegen 5 als auch im Powerplay). Auch der erhoffte „Hovinen-Effekt“ ist nicht eingetreten. Die Personalie Hovinen bzw seine Verpflichtung, welche von Rob Daum ausging, war so etwas wie der letzte Strohhalm um noch irgendetwas zu retten. Denn die vorherrschenden Mängel und Probleme zwischen Mannschaft und Trainer bestanden schon vor der Verpflichtung des Finnen. Ob man es nun glauben mag oder nicht.

bergmann

Meinen Informationen nach, gab es Treffen, wo die großen Mängel im Defensivsystem besprochen wurden. Diese Mängel wurden aber vom Trainer nicht eingestanden. Das ist bis zum heutigen Tage der Fall. Noch in keiner öffentlichen Aussage hat Daum auch nur den Ansatz von Selbstkritik geäußert. Unklar ist hier die Rolle von Jamie Bartman. Trägt er das System von Daum ebenfalls mit oder ist er einfach ein guter Assistenztrainer der den Anweisungen seines Chefs Folge leistet?

Die Mannschaft hat kein Vertrauen mehr in Daum und sein System und wird darin auch bestärkt. Manche Stimmen sprechen sogar von Hass gegenüber dem Trainer. Spiele ich 50 Minuten das System des Trainers, liegen 3:6 hinten und gebe in jedem Spiel die gleiche Art von Toren her, dann macht sich natürlich irgendwann Skepsis breit. Wenn die Spieler dann noch merken, dass es auf ihre Art zum Erfolg führt; dann hast du als Trainer verloren. Dieser Moment war gestern zu vernehmen.

Ein zusätzlicher Punkt, welcher das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer belastet sind die öffentlichen Aussagen von Daum.

Auf seine jüngste 80/100% Aussage bzgl der Goalies fiel aus der Mannschaft der Satz:

„Muss er selbst verantworten, diese unglücklichen Sprüche.“


Iserlohn ist sicherlich kein Team auf dem Niveau von München oder Mannheim. Dieser Kader ist aber auch kein Team welches um Platz 11 spielen muss. Die Mannschaft könnte um Platz sechs spielen, da bin ich mir sehr sicher.

Wenn man nicht reagiert, sehe ich für die laufende aber auch für die kommende Saison schwarz. Welcher Spieler mit gehobener Qualität ist denn bereit, unter diesem Trainer und diesen Voraussetzungen, seinen Vertrag zu verlängern, wenn die Probleme so gravierend sind?

Ein Trainer, der bei großen Teilen der Fans und der eigenen Mannschaft keinen Kredit mehr genießt, der steht auf verlorenem Posten. Das sollte niemand besser wissen als die Iserlohn Roosters. Jari Pasanens Zeit verhielt sich gegen Ende ähnlich.

Warum man im Sauerland weiterhin am Trainer festhält, ich kann es nicht erklären. Vllt ist die Abfindung des bis 2020 laufenden Vertrags zu hoch. Aber dann, meine liebe Roosters, sind wir bei einem ganz einfachen Rechenbeispiel:

Zieht man diese Situation bis zum Ende der Saison weiter, so spielt man die Halle leer. 3600 Zuschauer am gestrigen Abend sind ein Indiz dafür……


 

In diesem Sinne,

#NurDerIEC

Fotos: Patrik Rüberg (eishockey-online.com)

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