Ein neuer Mister ist in der Stadt

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Letztes  Jahr um diese Zeit keimten die ersten Gerüchte bzgl Jonathan Matsumoto am Seilersee auf. Während die Finalserie der letzten Saison lief, sickerte es dann an vielen Stellen durch:

Die Iserlohn Roosters konnten dem späteren Playoff Finals-MVP einen Wechsel ins Sauerland schmackhaft machen.

Die Kollegen von Eiszeit.fm (ein Podcast über das Hockey in Mannheim) haben mich vor Saisonbeginn zu Ihrer großen Saisonvorschau eingeladen. Auf die Frage was ich von Matsumoto erwarte, habe ich mit „Er wird hier die Rolle des Anführers übernehmen müssen. Wenn du als Finals-MVP von München nach Iserlohn wechselst, dann bist du ein Führungsspieler. Ob du das möchtest oder nicht.“ geantwortet. Günter Klein vom Münchener Merkur hatte so seine Bedenken ob Matsumoto dieser Rolle gerecht werden kann.

36 Spiele sind in der aktuellen Saison gespielt. Die Roosters liegen auf Platz zwölf und das Erreichen der Playoffs ist nahezu aussichtslos. Dennoch lässt sich wohl behaupten:

Matsumoto hat die Rolle des Anführers angenommen und füllt sie hervorragend aus.

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Matsumoto ist ein Spieler, der eine ähnliche individuelle Klasse wie Mike York verkörpert. Auch wenn beide unterschiedliche Spielertypen sind, gibt es einige Parallelen.

Matsumoto ist ähnlich wie York der Lenker und Denker des Teams. Mit 42 Punkten ist er nicht nur der Topscorer der DEL, sondern selbstverständlich auch DER Mann der Roosters. Die individuelle Klasse erlaubt es ihm, an guten Tagen, Spiele im Alleingang zu entscheiden. Seine technischen Fähigkeiten bewegen sich in ähnlichen Bereichen wie York und auch was die Übersicht auf dem Eis angeht nehmen sich beide Spieler nicht viel.

28 Assists hat Matsumoto aktuell auf seinem Konto. Kein Spieler in der DEL weist in dieser Kategorie einen besseren Wert auf. Mit seinen 14 Toren reiht er sich in dieser Kategorie auf Platz 15 in der Liga ein. Die Nummer 11 der Roosters erzielt im Schnitt 1,17 Punkte pro Spiel (bei 36 Spielen) – lediglich die Kölner Neuverpflichtung Rok Ticar (bisher lediglich 3 Spiele) liegt hier mit 1,33 Punkten pro Spiel vor Matsumoto.

Über die Hälfte aller Torschüsse (92) nimmt der Center aus dem Slot; 55,43%. Er ist sich also nicht zu schade, dorthin zu gehen wo es weh tut (wie man so schön sagt). 2,17 % der Schüsse erfolgen von der linken Seite, 4,35% von der rechten Seite und 34,78% der Torschüsse gibt Matsumoto von der blauen Linie ab.

Im Vergleich zu den letzten Eindrücken von Mike York ist Matsumoto natürlich noch etwas jünger. Das erkennt man auch am Spiel. Wenn das Aufbauspiel hakt oder Probleme bereitet, dann trägt der Kanadier die Scheibe auch gerne mal selber in die gegnerische Zone. Ein Aspekt welchen York, auch aufgrund des Alters und daraus resultierender fehlender Geschwindigkeit, so nicht mehr liefern konnte.

matsumoto3Ebenfalls positiv auffällig ist die Arbeitseinstellung vom Matsumoto. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Finals-MVP sich an einem Standort wie Iserlohn so aufreibt. Er könnte die Zeit hier ebenfalls absitzen und einfach das Geld kassieren. Doch diesen Eindruck vermittelt der Nordamerikaner zu keinem Zeitpunkt. Aus Mannschaftskreisen ist zu vernehmen, dass er sich auch abseits des Eises zu einem Führungsspieler entwickelt habe, schon alleine aufgrund seiner Leistungen auf dem Eis. Matsumoto ist einer der führenden Köpfe was die Kommunikation innerhalb der Mannschaft angeht. Er ist meist einer der ersten anwesenden Spieler vor Spielbeginn in der Halle, er kommuniziert viel mit dem Coachingstaff und auch viel mit seinen Mitspielern. Letzteres ist auch sehr oft auf dem Eis zu erkennen. Natürlich ist es Aufgabe eines Centers seine Mitspieler beim Bully richtig zu positionieren, doch kein Center bei den Roosters ist in diesem Punkt ähnlich kommunikativ wie Matsumoto.

Sicherlich ist der Star der Roosters kein Defensivspezialist. Das ist bei solch technisch servierten Spielern auch durchaus selten. Trotzdem ist sich der Kanadier für keinen Backcheck zu schade, geht keinem Zweikampf aus dem Weg und geht oft mit guter Arbeitseinstellung voran. Ein Mittelstürmer der hat und diszipliniert nach hinten arbeitet, trotz all seiner offensiven Klasse.

Die Wichtigkeit in Zahlen

733:26 Minuten stand Matsumoto in dieser Saison bisher auf dem Eis. Lediglich die Stürmer Michael Connolly, Andrew LeBlanc und Brett Olson kommen auf mehr Minuten. Mit 163:55 Minuten im Powerplay ist er in dieser Kategorie sogar Ligaspitze (unter den Stürmern). Mit 13 Vorlagen in Überzahl liegt der Stürmer hier ebenfalls, zusammen mit Alexander Barta von der DEG, auf Platz 1 im Vergleich aller Stürmer der Liga. In Unterzahl kommt #11 auf 50:20 Minuten. Das liegt zum Teil daran, dass er ein sehr guter Bullyspieler ist (49,19% aller Anspiele gewinnt der Center, bei 801 Anspielen). Bei kritischen Situationen wird er aufs Eis geschickt um das Anspiel zu gewinnen, die Scheibe wird im Optimalfall aus der eigenen Zone befördert und Matsumoto kann wieder wechseln. Dieses Vorgehen war schon einige Male zu beobachten. Gewinnt er das Anspiel nicht, dann steht er natürlich auch weiterhin in Unterzahl auf dem Eis.

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Mit 25,11 Wechseln pro Spiel und durchschnittlich 20:22 Minuten Eiszeit, liegt auch in dieser Kategorie nur der Straubinger Stürmer Michael Connolly vor dem Topcenter der Sauerländer.

Auch seine Reihenkollegen profitieren von der individuellen Klasse und/oder der reinen Präsenz vom Center auf dem Eis. Marko Friedrich zB spielt in dieser Saison überwiegend in einer Reihe mit Matsumoto und konnte bereits nach 36 Spielen einen Karrierebestwert in den Punkten erzielen. Friedrich merkte ebenfalls schon einmal an, dass ihm mehr Platz zur Verfügung stehe, wenn Matsumoto auf dem Eis steht. Denn ein so technisch versierter Spieler, der eine solche Performance wie der Kanadier aktuell abliefert, zieht automatisch die Aufmerksamkeit der gesamten gegnerischen Defense auf sich.

Eine kleine persönliche Anekdote möchte ich noch hinzufügen:
Vor gar nicht allzu langer Zeit war mein kleiner Neffe zu Besuch beim Training der Roosters. Als Matsumoto den kleinen Burschen sah, skatete er an die Bande und schenkte ihm einen Puck. Mein Neffe schwärmt noch heute. Auch sowas spricht für soziale Kompetenz.



All diese Werte lassen mich zu dem Entschluss kommen, dass das Spiel der Roosters aktuell sehr abhängig von Matsumoto ist. Einen ähnlichen Impact auf das Spiel hatte meiner Meinung nach kein Spieler mehr am Seilersee, seit dem Abgang von Mike York.

Das lässt mich zu der Behauptung kommen:

Ein neuer Mister ist in der Stadt

Hoffen wir, dass er auch noch ein bisschen länger der neue Mister der Stadt bleibt.

In diesem Sinne,

#NurDerIEC


Fotos: Patrick Rüberg (eishockey-online.com)

Der Fall Rob Daum – Keine Zukunft

Vorab: Ich bin mir bewusst, dass dieser Blog auf viele vllt falsch wirken wird; dass ich als Möchtegern-Insider gelten werde, dass es sich vllt negativ auf meinen Blog auswirkt;   das nehme ich in Kauf. Wer mich kennt (und mittlerweile gibt es ein paar da draußen bei denen das der Fall ist), der weiß, dass ich mich nicht ohne Grund so weit aus dem Fenster lehnen würde.


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Am 19. Spieltag empfingen die Iserlohn Roosters die stark von Verletzungen geplagten Grizzlys aus Wolfsburg. Ein Spiel auf eher niedrigem Niveau entschieden die Roosters, trotz Rob Daum, mit 7:6 nach Overtime für sich.

Ich will hier gar keinen klassischen Spielbericht verfassen, sondern meine Eindrücke, welche auf persönlicher Meinung und Informationen Dritter beruhen, schildern.

Falls die Verantwortlichen in Iserlohn noch einen letzten Beweis benötigen, dass Rob Daum keine Zukunft mehr mit dieser Mannschaft hat; er wurde gestern geliefert.

50 Minuten war es das klassische Rob Daumsche System, garniert mit Verunsicherung und dadurch resultierender Fehleranfälligkeit. Das war in vielen Situationen bis auf die Tribüne spürbar und das kann ich keinem Spieler, der gestern auf dem Eis stand, verübeln. Im Gegensatz zu den vorherigen Heimspielen, litt gestern zudem das Offensivspiel der zweitbesten Offensive der DEL. Gefährliche Aktionen entstanden oftmals nur durch Einzelaktionen oder Zufall. Ein klarer Plan war nicht zu erkennen.

Und trotzdem, und das unterscheidet diese Mannschaft von denen der letzten Jahre, wirkte es (mit Ausnahme des ersten Drittels) dennoch wie eine Mannschaft auf mich, die alles in Ihrer Macht stehende versucht. Da sind wir auch schon direkt beim Thema.

CamaraDie Stimmung innerhalb des Teams ist gut, das wurde mir mehrfach glaubwürdig bestätigt . Das zeigt auch der Jubel nach dem Overtime-Winner von Anthony Camara und der unbändige Wille in den letzten zehn Minuten. Eine Mannschaft die in Splittergruppen gesprengt ist oder in der es nicht stimmt, zeigt weder eine solche Moral, noch ist Sie in der Lage einen eigenen Matchplan in solch einer Crunchtime zu entwickeln. Hier war für mich klar zu erkennen, dass die Mannschaft das Spiel in die eigene Hand genommen hat. Völlig unabhängig vom Mann hinter der Bande. Der Sieg war kein Verdienst von Coaching oder einer taktischen Meisterleistung. Es war die individuelle Klasse (welche zweifelsfrei vorhanden ist) und der unbändige Wille.

Das System Rob Daum ist entschlüsselt. Der Professor wirkt hilf- und vor allem planlos. Er ist seit seiner Ankunft in Iserlohn nicht in der Lage gewesen, die Mannschaft weiterzuentwickeln. Seit seiner Zeit in Österreich lässt Daum das gleiche Defensivsystem spielen. Ob er das System nicht ändern will oder nicht dazu im Stande ist, lässt sich für mich schwer beantworten. Wenn ich mich aber in die Lage eines Spielers versetzen würde und ich würde merken, dass ich Spiel für Spiel immer und immer wieder die gleiche Art von Toren herschenke; bei mir würde sich der Eindruck verfestigen, der Trainer ist nicht in der Lage zielführende Veränderungen einzubringen. Ich würde sogar fast noch einen Schritt weitergehen, dass man im Bereich der defensiven Stabilität eher eine Schritt zurück gegangen ist. So katastrophal hat man die eigene Zone letztes Jahr nicht bespielt.

Natürlich ist nicht jedes Gegentor eine Systemfrage. Individuelle Fehler tragen ebenfalls dazu bei, aber auch hier sind wir dann doch irgendwann an dem Punkt:

Hilft es, Spieler in ein System zu pressen und stur an diesem festzuhalten, in dem Sie sich nicht wohlfühlen und von dem Sie nicht überzeugt sind? Ich behaupte nein. Und die Auswüchse können wir aktuell Wochenende für Wochenende wachsen sehen.

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Rob Daum hatte nun eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft und durfte sicherlich im Sommer seine Wünsche bezüglich Spielerverpflichtungen äußern. Wer sich an die Vorbereitungsspiele diesen Sommer erinnert, dem wird aufgefallen sein, dass defensiv keinerlei Weiterentwicklung zu erkennen ist.

Ebenfalls ist nicht zu erkennen, dass Daum überhaupt versucht etwas zu verändern. Im schlimmsten Fall würde er Veränderungen vornehmen und man kassiert in einem Spiel zehn Gegentore. Aber auch dieser Schritt bleibt völlig aus. Die Art der Gegentore hingegen bleibt immer gleich. Ein Eingeständnis bzw die Selbsterkenntnis, dass es eben nicht nur am Goalie bzw am Defensivverhalten liegt, fehlt weiterhin.

Wenn Daum dann mal etwas ändert, dann wirkt es wie Aktionismus. So wie gestern als er öfter versuchte die Reihen zu ändern (sowohl bei 5 gegen 5 als auch im Powerplay). Auch der erhoffte „Hovinen-Effekt“ ist nicht eingetreten. Die Personalie Hovinen bzw seine Verpflichtung, welche von Rob Daum ausging, war so etwas wie der letzte Strohhalm um noch irgendetwas zu retten. Denn die vorherrschenden Mängel und Probleme zwischen Mannschaft und Trainer bestanden schon vor der Verpflichtung des Finnen. Ob man es nun glauben mag oder nicht.

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Meinen Informationen nach, gab es Treffen, wo die großen Mängel im Defensivsystem besprochen wurden. Diese Mängel wurden aber vom Trainer nicht eingestanden. Das ist bis zum heutigen Tage der Fall. Noch in keiner öffentlichen Aussage hat Daum auch nur den Ansatz von Selbstkritik geäußert. Unklar ist hier die Rolle von Jamie Bartman. Trägt er das System von Daum ebenfalls mit oder ist er einfach ein guter Assistenztrainer der den Anweisungen seines Chefs Folge leistet?

Die Mannschaft hat kein Vertrauen mehr in Daum und sein System und wird darin auch bestärkt. Manche Stimmen sprechen sogar von Hass gegenüber dem Trainer. Spiele ich 50 Minuten das System des Trainers, liegen 3:6 hinten und gebe in jedem Spiel die gleiche Art von Toren her, dann macht sich natürlich irgendwann Skepsis breit. Wenn die Spieler dann noch merken, dass es auf ihre Art zum Erfolg führt; dann hast du als Trainer verloren. Dieser Moment war gestern zu vernehmen.

Ein zusätzlicher Punkt, welcher das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer belastet sind die öffentlichen Aussagen von Daum.

Auf seine jüngste 80/100% Aussage bzgl der Goalies fiel aus der Mannschaft der Satz:

„Muss er selbst verantworten, diese unglücklichen Sprüche.“


Iserlohn ist sicherlich kein Team auf dem Niveau von München oder Mannheim. Dieser Kader ist aber auch kein Team welches um Platz 11 spielen muss. Die Mannschaft könnte um Platz sechs spielen, da bin ich mir sehr sicher.

Wenn man nicht reagiert, sehe ich für die laufende aber auch für die kommende Saison schwarz. Welcher Spieler mit gehobener Qualität ist denn bereit, unter diesem Trainer und diesen Voraussetzungen, seinen Vertrag zu verlängern, wenn die Probleme so gravierend sind?

Ein Trainer, der bei großen Teilen der Fans und der eigenen Mannschaft keinen Kredit mehr genießt, der steht auf verlorenem Posten. Das sollte niemand besser wissen als die Iserlohn Roosters. Jari Pasanens Zeit verhielt sich gegen Ende ähnlich.

Warum man im Sauerland weiterhin am Trainer festhält, ich kann es nicht erklären. Vllt ist die Abfindung des bis 2020 laufenden Vertrags zu hoch. Aber dann, meine liebe Roosters, sind wir bei einem ganz einfachen Rechenbeispiel:

Zieht man diese Situation bis zum Ende der Saison weiter, so spielt man die Halle leer. 3600 Zuschauer am gestrigen Abend sind ein Indiz dafür……


 

In diesem Sinne,

#NurDerIEC

Fotos: Patrik Rüberg (eishockey-online.com)

Stimmungstief Seilersee

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Lange Zeit war es um mich und meinen Blog etwas stiller geworden. Ich verspreche aber an dieser Stelle, dass sich das in den kommenden Tagen/Wochen/Monaten wieder deutlich ändern wird.

Noch vor Saisonbeginn war ich beim Eiszeit.fm Podcast zu einer Saisonvorschau zu Gast. Damals hatte ich vereinfach ausgedrückt, folgende Thesen aufgestellt:

  • uns ist enormes Scoring abhandengekommen
  • ich habe uns nicht so stark gesehen, wie viele andere Blogger oder Experten
  • ich habe unser Goalie-Duo als überdurchschnittlich gut bewertet
  • ich wollte noch einen reinen Stay-at-Home-Defender, da ich unsere Defensive für nicht ausgewogen genug gehalten habe
  • ich habe unsere Defensive nicht ansatzweise so schlecht gesehen, wie man sich aktuell präsentiert

Aktuell sind 17 Spiele gespielt und die Roosters befinden sich auf Platz 11 der Tabelle. Die jüngsten Geschehnisse haben mich jetzt dazu bewogen, dass ich meinen Senf (mal wieder) ungefragt mitteile.

Die Saison fing eigentlich sehr verheißungsvoll an. Über den Sommer hinweg, hat Mende für mich einen guten Job gemacht. Es wurde bewusst auf junge deutsche entwicklungsfähige Spieler gesetzt, welche einige DEL-erfahrene Spieler zur Seite gestellt bekommen haben. Zudem hatte man schon zum Ende der letzten Saison den Playoff-MVP aus München verpflichten können.

Der 5:2 Heimerfolg über die Grizzlys aus Wolfsburg hat Lust auf mehr gemacht. Auch wenn man hier anmerken muss; Wolfsburg war wirklich schlecht (Entschuldigung an Wolfsburg Fans, solltet ihr euch hierher verirrt haben). Es folgte eine deftige Klatsche in Düsseldorf Roosters vs Kölner EC 22.11.2017und eine, ja wie soll man das nennen, unnötige Niederlage in Krefeld. Das Spiel darfst du nicht verlieren. Es folgte ein furioser Heimsieg gegen den EHC Red Bull München, ein Heimsieg gegen den ERC Ingolstadt und ein Heimsieg gegen die Fischtown Pinguis. Zwischendurch gab es eine Auswärtsniederlage in Berlin und eine 2:6 Niederlage in Mannheim, wobei hier angemerkt sei, dass das Spiel über weite Strecken deutlich enger war, als das Ergebnis vermuten ließ. Vom 07.10.18 bis zum 14.10.18 kassierten die Roosters drei Niederlagen. 6:7 zu Hause gegen Augsburg, 2:1 nach Verlängerung in Köln und 2:4 zu Hause gegen Straubing. Zu diesem Zeitpunkt waren elf Spiele gespielt. Dann folgte der 19.10.18 an dem sich, für mich persönlich, der Verein ein komplettes Eigentor geschossen hat, welches er nun nicht mehr ohne Weiteres ausgleichen kann.


In allen Spielen, mit Ausnahme vom Heimspiel gegen München, ist es in keiner Partie gelungen, über 60 Minuten konstant gutes Eishockey zu spielen. Ergebnisse wie das 4:2 gegen Ingolstadt, 5:2 gegen Wolfsburg oder auch das 4:2 gegen Fischtown täuschten über die enorme defensive Anfälligkeit hinweg. Das müssen auch die Verantwortlichen erkannt haben, denn in der Zwischenzeit wurde der Verteidiger Keaton Ellerby (den ich persönlich schon als eine Art Stay-at-Home-Verteidiger einordnen würde) verpflichtet. Zudem kam hinzu, dass Mathias Lange und Sebastian Dahm wirklich nicht permanent ihr bestes Eishockey gespielt haben.

Und da sind wir genau an dem Punkt, der für mich den Wendepunkt in der bisherigen Saison darstellt. Die Art und Weise, wie man Hovinen präsentiert hat bzw wie man diese ganze Geschichte kommuniziert. Es spricht gar nichts dagegen, wenn man sich sportlich verbessern möchte und mit den bisherigen Leistungen einzelner Spieler nicht zufrieden ist. Das ist das Business, das ist normal und ich denke, damit kann auch jeder Spieler umgehen. Wie so oft macht der Ton die Musik bzw ist es eine Frage der Kommunikation.

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Ich teile meinen aktiven Goalies nicht am Mittag eines Spieltages mit, dass ich einen neuen Mann verpflichtet habe (zumal Mende sagte, dass letzte Vertragsdetails am Donnerstag geklärt wurden). Ich gebe die Verpflichtung nicht während einer laufenden Partie über die Vereins Homepage bekannt. Ich stelle mich auch nicht nach der Partie hin und sage: „Wir werden die Saison sicher nicht mit drei Goalies beenden. Am Sonntag spielt übrigens Hovinen, Dahm sitzt auf der Bank.“

Ich lasse einen verdienten Spieler wie Mathias Lange, nach Dieter Orendorz der Dienstälteste Spieler im Kader, NICHT wie einen armen hilflosen Schuljungen im Regen stehen. Wenn ich mich von jemandem trennen will, dann kommuniziere ich das offen und ehrlich, damit jeder Beteiligte weiß, woran er ist und sich alle wieder auf die Arbeit konzentrieren können. Und vor allem verpflichte ich keinen neuen Goalie, mit Ausländerlizenz, OHNE vorher klar definiert zu haben, wie die Rollenverteilung ist. Das kann ich vllt noch bei zwei Goalies machen und eine Art Wettkampf um Platz 1 ausrufen (wobei auch das eine Typenfrage ist).

Das Problem, was viele mit der Verpflichtung von Hovinen hatten, war gar nicht die Verpflichtung ansich, auch wenn Lange und Dahm beide viele Sympathien in der Fanszene haben. Es ist, und hier muss man leider sagen WIEDER EINMAL, der fehlende Stil, mit dem man hier verdienten Spielern entgegentritt. Robert Hock und Mike York sind da wohl nur die jüngsten prominenten Beispiele.

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Alles, was danach kam, waren hilflose und vor allem ereignislose Phrasen oder Worthülsen um das Ruder irgendwie noch herumdrehen zu können.

Am 21.10. (zwei Tage nach dem Heimsieg gegen Nürnberg und nach der Verkündung seiner Verpflichtung) war dann der große Tag von Neuverpflichtung Hovinen, der hier mal die ärmste Sau in der ganzen Geschichte ist. Das möchte ich mal anmerken. Bei den bislang offensiv völlig verwahrlosten Wild Wings kassierte Hovinen 5 Gegentore; an allen war er machtlos. Gegentor zwei und drei waren quasi eine Kopie. Wer wirklich wissen will, warum man defensiv so anfällig ist, der schaut sich bitte die zwei Gegentore an. Lange Rede kurzer Sinn; Hovinen war seitdem nicht mehr gesehen und hat keine Sekunde mehr gespielt. Er stand noch nicht einmal im Kader, was eigentlich auch völlig logisch ist, denn sobald er auf dem Spielbogen steht, muss Daum eine andere Ausländerlizenz auf die Tribüne schicken. Marko Friedrich gab nach dem Spiel ein Interview in welchem er den Satz prägte: „Es war irgendwie klar, dass wir hier verlieren.“ Wer da noch einen Einblick in das Innenleben der Mannschaft benötigt; hier war er. Wie auch immer Friedrich diese Äußerung gemeint hat und selbst wenn Sie aus Frust entstanden ist, zeigt es doch, dass die Probleme wohl doch tiefer liegen als man angenommen hatte.

dahmUnter der Woche tätigte Rob Daums die Aussage, dass die Situation im Training die Goalies „richtig pushen“ würde. Vor allem Sebastian Dahm, der gegen die DEG starten durfte. Wer das Spiel gesehen hat, der wird alles gesehen haben, aber keinen Sebastian Dahm, welcher auch nur ansatzweise gepushed wirkte. Ich habe da einen völlig verunsicherten Goalie gesehen, der wieder einmal viel zu oft von seinen Vorderleuten alleine gelassen wurde und aus dessen Verunsicherung auch ein Gegentor resultierte. Wenn die DEG das in einigen Situationen klüger ausspielt und nicht so einen schlechten Tag erwischt, dann verliert man das Spiel ebenfalls. Zuvor habe ich in dieser Saison wirklich nur ein schlechtes Spiel von Dahm gesehen. Das war das 6:7 zu Hause gegen Augsburg am 07.10.18.

Was folgte war eine deftige Auswärtspleite beim EHC Red Bull München, wo das Spiel bereits nach 13 Minuten gelaufen war, da München zu dem Zeitpunkt bereits 4:0 führte. Lange kam für Dahm und beendete das Spiel aus seiner Sicht mit 2:2 – Endergebnis 2:6 aus Sicht der Roosters. Hier muss man den Münchnern noch dankbar sein, dass Sie ab dem zweiten Drittel einen Gang rausgenommen haben; es wäre sonst sehr bitter geworden.

Auch Lange gab nach dem Spiel ein fast schon legendäres Interview, in dem er anmerkte, dass wohl auch er ein Tor schießen würde, wenn man die eigene Zone so bespielt wie es die Roosters tun und dass es egal sei, wer da im Tor stehen würde. Das Interview vermittelte eine Spur Frust, Hilflosigkeit und auch Ratlosigkeit mit der eigenen Situation umzugehen.

Einer 2:3 Heimniederlage gegen Mannheim, wo man sich besser verkauft hat als erwartet, folgte eine 1:7 Klatsche in Nürnberg. Das Nürnberg, welches wohl so schlecht spielt wie seit Jahren nicht mehr. Schon am Sonntag musste ich den Satz prägen „Gegen uns sieht selbst Nürnberg gut aus“. Knapp 1000 Roostersfans waren mit dem Sonderzug vor Ort und konnten das Spiel schon wieder nach dem ersten Drittel abhaken. 0:3 aus Sicht der Roosters. Rob Daum, der zuvor mitteilte, dass er es nicht für professionell halte, wenn die Mannschaft mit dem Sonderzug zurückfahren würde, brachte es auf der anschließenden Pressekonferenz ebenfalls fertig, den Fans mit keinem Wort für die Reise zu danken. Das erledigte Sebastian Dahm via Instagram Post.

Kurzfassung der Woche vom 19.10.18 bis zum 28.10.18:

Drei Goalies im Kader, keiner davon strahlt auch nur irgendeine Sicherheit oder Zuversicht aus. Alle drei mit angeknackstem Selbstbewusstsein und keiner weiß, woran er ist. Defensiv nicht ansatzweise verbessert.

Das ist ein miserables Arbeitszeugnis für ein paar Tage.


Daum ist sicherlich kein Menschenfänger und wird auch keiner mehr. Das muss er auch nicht. Aber auch er wird lernen müssen, dass es in Iserlohn nicht ohne Fans geht. Grundsätzlich ist das Eishockey, welches die Roosters spielen ja auch nicht komplett schlecht. Offensiv, vor allem im Umschaltspiel, sieht das teilweise schon sehr  gut aus und erinnert ein bisschen an bessere, vergangene Zeiten. Das Powerplay ist zuletzt ins Stocken geraten, war aber gerade zu Beginn der Saison ebenfalls stark. Auch das Unterzahlspiel ist gut. Meine zu Saisonbeginn geäußerten Scoringfragen scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Die Roosters stellen aktuellen Platz 1 und 2 in der Topscorer-Liste der DEL.

Ein riesiges Problem ist die Disziplinlosigkeit der gesamten Mannschaft. Es gab Zeiten, vor allem unter Jari Pasanen, da gehörten die Roosters zu den Teams mit den wenigsten Strafen. Natürlich wurde das zu Ende seiner Amtszeit negativ ausgelegt und es machte der Begriff „körperloses Hockey“ die Runde. Aber und das ist entscheidend 332 Strafminuten in 17 Spielen macht einen Durchschnitt von 19,53. Das ist quasi ein komplettes Drittel pro Spiel, welches du in Unterzahl spielst. Das kann keine Mannschaft der Welt, vor allem auswärts, auffangen. Große Strafen verzerren das Bild hier natürlich etwas, aber eine Tendenz ist klar zu erkennen. yeo

Dabei geht es mir noch gar nicht mal um die Strafen im Allgemeinen, sondern viel mehr um die Art der Strafen. Wenn ich für jeden Stockschlag von Dylan Yeo 10€ bekommen hätte, ich könnte die Roosters heute kaufen. Das ist natürlich bewusst überspitzt formuliert. Yeo ist kein junger Spieler und keiner, der sich erst an die DEL gewöhnen muss. Da bekomme ich regelmäßige Stresspickel.


Defensiv ist da einfach null Entwicklung seit Amtsantritt zu erkennen. Und Daum hatte seine Saisonvorbereitung, konnte bei der Kaderplanung mitsprechen und steht somit also in der Pflicht zu liefern. Pasanen wurde gegen Ende seiner Amtszeit vorgeworfen, er habe nur ein System und weiche davon nicht ab. Rob Daum befindet sich auf bestem Wege in die gleiche Falle zu laufen.

Dann wären da noch die Podcast Auftritte von Karsten Mende und Wolfgang Brück im Podcast von Falk Blesken.  Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber das klang von Sekunde eins an nach „Arbeit nach Skript“. Während ich mich an die Äußerungen von Mende schon gar nicht mehr erinnern kann, sind mir die Antworten von Brück dann doch noch sehr präsent im Kopf geblieben. Im Grunde hat er einen Ansatz von Selbstkritik geübt, was die Kommunikation in der Goalie-Frage angeht und mit dem ganzen Rest hat er nichts zu tun und das fällt nicht in seinen Aufgabenbereich.

Ganz ehrlich? Solche Auftritte kann man sich sparen. Entweder habe ich etwas zu sagen, dann mache ich das klar und deutlich oder ich sage eben nichts. Das, was dort zu hören war, wurde von vielen Seiten als „typisches Anwaltsgelaber“ bezeichnet.

toddZu allem Überfluss trennte man sich zwischendurch noch von Denis Shevyrin, was bis heute nicht so ganz nachvollziehbar ist. Auf der einen Seite begründet man die Hovinen-Verpflichtung mit mehr Kadertiefe, auf der anderen Seite lässt man einen noch entwicklungsfähigen jungen deutschen Spieler einfach ziehen.

Nach den sportlichen Fragezeichen, die ohne Zweifel noch bestehen, macht man sich völlig ohne Not (so jedenfalls meine Wahrnehmung) ein Fass bezüglich Teamchemie und Stimmung rund um den Seilersee auf. Der Unmut der Fans nimmt zu, die Stimmung auf der Geschäftsstelle soll dem Vernehmen nach nicht gut sein und es haben wohl einige Mitarbeiter gekündigt. Auch der Goaliecoach steht nicht mehr unter Vertrag.

Wer da wirklich noch auf die Idee kommt, es liegt an den Goalies und mit einer Nachverpflichtung bekommt man das Kind schon geschaukelt, der will einfach nichts anderes sehen.

Ich bin ganz ehrlich: Es ist anstrengend sich aktuell mit den Roosters zu beschäftigen und noch viel anstrengender sich diese Negativspirale, die eindeutig selbst verschuldet ist, von außen anzuschauen. Ich habe es ganz zu Beginn vom Goalie-Gate bereits gesagt und weiche da nicht von ab:

Wenn man diese Frage nicht schnellstmöglich klärt, dann gibt es Probleme in der Mannschaft und im Umfeld.

Wir befinden uns auf bestem Wege in die gleiche Scheiße wie die letzten zwei Jahre und das wirklich Ärgerliche daran ist: diese Truppe kann ganz eindeutig mehr. Das hat Sie in dieser Saison bereits gezeigt. Man muss ihr scheinbar nur zeigen, wie es geht.

In diesem Sinne,

#NurDerIEC


Fotos: Patrik Rüberg (eishockey-online.com)

Iserlohn Roosters vs. Fribourg-Gotteron

von: Mathias Wagner

Ausgeglichenes Spiel  endet mit knapper Niederlage

Die Iserlohn Roosters verloren ihr erstes Match beim Coupe de Bains im beschaulichen Fleurier gegen die Drachen von Fribourg-Gotteron mit 2:3.

Das erste Drittel konnte aus Sicht der Roosters kaum schlechter beginnen. Schon nach knapp sechs Minuten nutzten die Schweizer zwei Konter zur 2:0 Führung. Waren die Roosters in der Rückwärtsbewegung beim 0:2  zu langsam und fanden nicht in die Zweikämpfe, so war es Dieter Orendorz, der beim 0:1 den hoppelnden Puck nicht traf und sich Fribourg durch einen 2 auf 1 Konter die Chance zur frühen Führung (2:39) nicht nehmen lies.

Im Verlauf des Drittels hatten die Eidgenossen weiterhin ihre besten Chancen bei Kontern,  verzweifelten aber  immer wieder am stark aufspielenden Mathias Lange.

Ein Pfostenschuss von Trupp auf Vorlage von Camara machte den sechs(!) mitgereisten Roostersfans dann etwas Hoffnung. Diese wich in anschließenden Powerplay-Situationen eher der Verzweiflung.  Die Roosters hatten immer wieder Probleme in die Powerplay-Formation zu finden und so war es nicht verwunderlich, dass trotz vieler Situationen kein Tor im ersten Drittel mehr herausspringen sollte.

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Ab der 20. Minute sah man dann allerdings eine offensivere Roosters-Mannschaft. Zahlreiche Chancen blieben zunächst aber ungenutzt. Die beste Gelegenheit hatte dann allerdings Fribourg. Mathias Lange hielt den fälligen Penalty nach Foul von Dylan Yeo.

In der 29. Minute konnte Iserlohn dann zum ersten Mal jubeln, als  Smotherman von hinter der Grundlinie Berra anschoss und so das 1:2 markierte.

Dem verdienten Anschlusstreffer folgte allerdings 3 Minuten später das 1:3, nachdem vor dem Tor von Lange nicht gründlich aufgeräumt wurde.

Mit dem 1:3 ging es auch in den Schlussabschnitt. Hier sorgten die Roosters und allen voran die Reihe um Turnbull (Camara und Trupp) für sehr viel Wirbel vor dem Tor von Fribourg. Nicht zufällig gelang gerade dieser Reihe der erneute Anschlusstreffer durch Camara zum 2:3 drei Minuten vor dem Ende der Partie. Eine Florek Hinausstellung im Anschluss machte einen verdienten Punktgewinn zu nichte.


 

Hier nochmal meine persönlichen Eindrücke zu einzelnen Spielern:

 

Lange: Wirkte sehr sicher und hielt, was zu halten war. In meinen Augen eine gute Leistung des ehemaligen österreichischen Nationaltorhüters.

Martinovic: Er machte ein sehr unglückliches Spiel, immer wieder war er zu behäbig in seiner Entscheidungsfindung und verlor häufig Pucks im eigenen Drittel oder spielte Fehlpässe.

Bappert: Führte harte Zweikämpfe und spielte unbekümmert auf.

Shevyrin: Nach dem doch eher schwachen Auftritt gegen Krefeld folgte eine verbesserte Leistung von ihm. Ging hart in Zweikämpfe und auch sein Stellungsspiel gefiel.

Bergmann: Auch er spielte unbekümmert und mit viel Zug zum Tor. Hat ein gutes Auge für seinen Nebenmann.

Trupp: In meinen Augen der beste Mann auf dem Eis. Trickreich, schnell und schwer von der Scheibe zu trennen. Weiß es seine Mitspieler einzusetzen.

Camara: In der Reihe mit Trupp und Turnbull macht der junge Kanadier sich richtig gut, hart und schnell ging auch er zu Werke.

Zu den anderen Spielern kann ich nur sagen, dass diese in meinen Augen eher unauffällig aufgetreten sind.

Ich weiß, dass wir Köln, die DEG und Krefeld schlagen müssen

Ich hatte das Glück ein Interview mit Jon Matsumoto, letztjähriger Finals-MVP,  führen zu dürfen. Nach der abgelaufenen Saison verließ er den EHC Red Bull München und schloss sich den Iserlohn Roosters an.

Roosters-Blog: Hi Jon. Danke für deine Zeit. Wo befindest du dich gerade?

Matsumoto: Ich bin im Süden von Massachusetts, in der Nähe von Foxboro, wo die New England Patriots spielen. Nächstes Jahr könnte es schon anders aussehen, da meine Frau und ich gerade dabei sind, ein Haus zu kaufen.

Roosters-Blog: Wie war deine Sommerpause und wie sah diese aus?

Matsumoto: Die Pause begann für mich etwas spät. Meine Tochter wurde am ersten Tag der Playoffs geboren, so dass wir etwas mit der Rückreise warten mussten aufgrund des Passes. Wir sind gerade einmal zwei Monate zu Hause; es war definitiv ein kurzer Sommer.

Roosters-Blog: Wie bist du zum Eishockey gekommen?

Matsumoto: Wenn du in Kanada geboren bist, wächst du mit Eishockey auf. Es ist vergleichbar mit Fusball in Deutschland.

Roosters-Blog: Wie würdest du dich auf und neben dem Eis beschreiben?

Matsumoto: Ich würde mich als überwiegend locker beschreiben.

Roosters-Blog: Was weißt du über Iserlohn?

Matsumoto: Es ist eine kleine Stadt die sehr leidenschaftlich im Bezug auf Eishockey ist. Ich weiß, dass wir definitiv Köln, die DEG und Krefeld schlagen müssen.

Roosters-Blog: Ich würde deinen Spielstil wie folgt beschreiben: ein offensiver Center mit Spielmacher Qualitäten. Ist das korrekt? Wie kannst du dem Team mit deinen Qualitäten helfen?

Matsumoto: Ich würde mich selbst auch so beschreiben, aber ich versuche auch mein Spiel permanent zu verbessern. Ich will in der Lage sein, in jeder Situation auf dem Eis, meine Minuten zu sammeln. In München zählte ich zu der Gruppe der jüngeren Spieler. In Iserlohn sehe ich mich eher in der Gruppe der älteren Spieler. Ich will ihnen dabei helfen sich zu entwickeln und besser zu werden.

Roosters-Blog: Kennst du bereits einige deiner zukünftigen Mitspieler?

Matsumoto: Social Media macht es heutzutage einfacher die Jungs kennen zu lernen. Ich konnte auch schon mit ein paar Leuten sprechen. Am College stand ich bereits zusammen mit Kevin Schmidt auf dem Eis und Jordan Smotherman wohnt in meiner unmittelbaren Nähe. Wir waren heute auch schon zusammen auf dem Eis. Christopher Fischer kenne ich ebenfalls und schulde ihm bereits ein Essen. Wir haben gewettet beim Spiel England gegen Kroatien.

Roosters-Blog: Dein Vertrag endet nach der kommenden Saison. Ist ein Verbleib darüber hinaus möglich?

Matsumoto: Das ist definitiv möglich.

Roosters-Blog: Wie siehst du die DEL im Vergleich zu anderen Ligen?

Matsumoto: Ich bin beeindruckt von der Liga. Ich hatte das Glück in der Championsleague gegen einige der besten Teams in Europa zu spielen. Ebenfalls konnte ich mit der der kanadischen Nationalmannschaft gegen einige KHL Teams spielen; die Liga muss sich im Vergleich nicht verstecken und befindet sich auf Augenhöhe.

Roosters-Blog: Wie siehst du die Schiedsrichter in der DEL?

Matsumoto: Es ist schwer für mich, Sie zu kritisieren, weil nur über Sie gesprochen wird, wenn es Negatives gibt. Es ist eine Seltenheit, dass jemand über Schiedsrichter spricht, wenn das Spiel gut geleitet wurde.

Roosters-Blog: Vor kurzem haben deine ehemaligen Teamkollegen Kahun und Macek den Schritt in die NHL gewagt. Wie ordnest du die Chancen der Beiden dort ein?

Matsumoto: Die NHL ist die beste Liga der Welt und augenscheinlich haben Sie einige Dinge richtig gemacht, wenn Sie eine Möglichkeit bekommen. Ich sehe die Chancen nicht schlecht. Du weisst selber wie gut Macek ist. Bei all den Veränderungen in München glaube ich, dass sein Abgang am schwersten wiegt.

Roosters-Blog: Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für die kommende Saison.


Fotos: Patrik Rüberg (eishockey-online.com)

Englische Version: Hier

I know that we definitely must beat Köln, DEG and Krefeld

I was able to get an interview with Jon Matsumoto – last years finals MVP in the DEL. During this summer, Matsumoto left the champion EHC Red Bull München and signed with the Iserlohn Roosters.

Roosters-Blog: Hey Jon. Thanks for your time. Where do i reach you right now?

Matsumoto: I am in the southern part of Massachusetts, very near to Foxboro, where the New England Patriots play. Next year it might be different as my wife and I are in the process of buying a house.

Roosters-Blog: How was your offseason? How do you use it?

Matsumoto: Offseason started a little late for me. My daughter was born on the first day of playoffs, so we had to wait a while for her passport to come in before we could head home. We have only been home for two months, so it has definitely been a short summer.

Roosters-Blog: Tell us, how you found your way to hockey.

Matsumoto: Being born in Canada, everyone kind of plays hockey growing up. It would be very comparable to playing football in Germany.

Roosters-Blog: How would you describe yourself. On and off the ice?

Matsumoto: Pretty laid back for the most part.

Roosters-Blog: What do you know about Iserlohn? On and off the ice?

Matsumoto: It’s a small town that is very passionate about their ice hockey. I know that we definitely must beat Koln, DEG and Krefeld.

Roosters-Blog: Am I right if I am describing your gamestyle with: offensive center with playmaking ability? What do you think. How can you help the team the most?

Matsumoto: I would definitely describe it as that. But, I am always trying to improve every aspect of my game. I want to be able to log minutes in every situation. As well as being in the younger half of players in Munich to being one of the older players in Iserlohn, I definitely want to help out the younger players on the team to develop and get better.

Roosters-Blog: Do you know anyone of your new teammates? Hockey in Germany seems to be a small world.

Matsumoto: Social media makes getting to know the guys a bit better, I have been able to talk to quite a few of them. I played college hockey with Schmidt, and Smotherman lives quite close to me here in the US, we have had dinner and skated together. I also owe Fischer a lunch when I get to Iserlohn because we had a bet on the England-Croatia match.

Roosters-Blog: Your contract runs until 2018/2019. Is it possible you will stay longer?

Matsumoto: It is definitely possible.

Roosters-Blog: What do you think about the DEL if you compare it with other leagues?

Matsumoto: I am very impressed by the league, although I am obviously biased. I have been fortunate to have played Champions League against some of the top teams in Europe and games against some KHL teams with Team Canada, so I can honestly say that the DEL is on par with any of those leagues.

Roosters-Blog: What do you think about the referees in the DEL?

Matsumoto: It is difficult for me to criticize them, because the only time they are talked about is when they perform negatively. It is very seldom when you hear anybody say anything positive about the way a game was called.

Roosters-Blog: What do you think about your former teammates Kahun and Macek and theire chances in the NHL?

Matsumoto: The NHL is the best league in the world, so obviously some things will need to go right for them to make it but I definitely like their chances. You guys obviously know how good Macek is, I believe out of all the changes in Munich that the toughest one for them to overcome will be Macek.

Roosters-Blog: Thanks for your time Jon. Good luck for the next season.


Fotos: Patrik Rüberg (eishockey-online.com)

German Version: Here

Endlich vorbei

Einige Tage sind seit dem Ausscheiden der Iserlohn Roosters aus den Pre-Playoffs der DEL nun vergangen, die (wirklichen) Playoffs laufen auf Hochtouren. Das Wechselbad der Gefühle ist trotzdem noch nicht abgeschlossen. Regelmäßig schwanke ich zwischen Frust, Trauer und neuerdings auch dem Gefühl „Gott sei Dank. Endlich vorbei“.

Seit geraumer Zeit stelle ich mir selber immer wieder diese eine Frage: wie kommt es zu diesem Gefühl? Selbst nach der letztjährigen „Horrorsaison“ hat sich das „endlich vorbei“ – Gefühl nicht eingestellt. Pre-Playoffs erreicht – dort (verdient) ausgeschieden. Eigentlich kein ungewöhnlicher Vorgang für einen Fan der Roosters und trotzdem hat diese Saison einen noch stärkeren Beigeschmack als die Letzte.


Kleiner Rückblick

Die Roosters spielten die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte. Gespickt von internen Eskapaden, Spielerentlassungen und schlechtem Hockey stellte sich die Grundeinstellung zum Anfang dieser Saison ein; „es kann nur besser werden“.

Die ersten Spiele unter Jari Pasanen bewiesen das Gegenteil. Man machte einfach dort weiter, wo man in der Vorsaison aufgehört hatte. Keine Leidenschaft, kein Kampf und auch kein Wille. Von gutem Hockey ganz zu schweigen. Nur konnte man dieses Jahr nicht die Schuld den Spielern geben, denn die Konstante im Verein waren die Verantwortlichen. Da kam es nicht überraschend, dass die Sauerländer sich von Pasanen trennten. Wieder machte sich das Gefühl breit „jetzt wird es besser“.

Und zu Beginn von Rob Daum war wirklich ein Aufwärtstrend zu erkennen. Gerne denke ich zurück an diesen „magischen November“ wie ich ihn gerne nenne. Klammert man die bittere 1:6 Pleite in Düsseldorf mal aus, besiegte „Kanada 1c“ in diesem Monat Berlin, Ingolstadt, Mannheim, Köln, Krefeld, Straubing und Nürnberg. Geht man sogar noch einige Tage zurück findet man sogar einen Heimsieg gegen die Augsburger Panther und einen Auswärtssieg beim EHC Red Bull München.

Im Dezember/Januar war das Pensum an Spielen für die Akteure auf dem Eis natürlich enorm hoch, dank der anstehenden Olympiapause. Alleine vom 01.12 – 30.12. absolvierten die Roosters elf Partien. Für ein Team, welches nicht zu den finanzstärksten in der Liga zählt und somit nicht über eine überdurchschnittliche Kadertiefe verfügt, natürlich schon ein straffes Programm.


Spätestens im neuen Jahr war der „Daum-Effekt“ meiner Meinung nach jedoch verpufft. Bei Auswärtssiegen in Wolfsburg, Mannheim, München oder auch Berlin deutete die Mannschaft immer und immer wieder das vorhanden Potenzial an. Man gewinnt solche Spiele nicht, wenn man kein Eishockey spielen kann, jedenfalls nicht in dieser Anzahl wie die Roosters es dieses Jahr getan haben. Solchen Siegen standen jedoch die komplette Saison regelmäßige „Arbeitsverweigerungen“ wie die 2:5 Heimklatsche gegen Krefeld gegenüber. Krefeld; ein Team was außer der Reihe Umicevic, Müller und Pietta aus einer besseren DEL2-Mannschaft bestand (etwas überspitzt formuliert). In der Hauptrundenserie gegen Düsseldorf musste man sich in vier von vier Spielen geschlagen geben. Überwiegend deutlich und überwiegend auch verdient. Da bekam der Satz von Jamie Bartman „Derbys sind nur für Fans wichtig“ einen ganz negativen Touch, denn teilweise verkörperte ein Großteil der Mannschaft diese Einstellung in den direkten Duellen.


In Iserlohn erwartet niemand die direkte Playoff-Qualifikation, niemand erwartet eine historisch grandiose Saison wie 2015/2016, niemand erwartet Zaubereishockey. Aber was ich persönlich erwarte ist eine Mannschaft, die auch als solche auftritt. Das Gefühl, dass mir die Mannschaft vermittelt Sie spiele für das Logo auf der Brust und nicht für den Namen auf dem Rücken. Ich erwarte ebenfalls eine Identifikation mit der Stadt und dem Verein. Das kann durchaus eine temporäre Identifikation sein. Man kann nicht erwarten, dass überdurchschnittlich gute Spieler Ihre komplette Karriere beim IEC verbringen. Und auch wenn das vielleicht ein bisschen naiv gedacht ist, ich erwarte ebenfalls, dass die Spieler, die das Trikot der Roosters tragen, dieses mit Stolz tragen. Und dieses Gefühl hat mir die Mannschaft, mit wenigen Ausnahmen die ich hier jetzt nicht namentlich nennen werde, über große Teile der Saison nicht vermittelt.

Gerne erinnere ich zurück an Brooks Macek. Ein überdurchschnittlich guter Spieler, selbst aktuell im Kader von München. Bis zur letzten Sekunde hat er Alles für den Verein gegeben und dies auch spürbar auf die Fans übertragen. Schon alleine aus diesem Grund, trauere ich ihm weiterhin hinterher. Vom spielerischen Können möchte ich an der Stelle gar nicht erst anfangen.


Zum Ende der letzten Saison, als alles schon verloren war, zeigte die Mannschaft Charakter. Sie arbeitete Eishockey und wurde dafür von den Rängen belohnt. Und genau dieser Moment war in dieser Saison einfach nicht gegeben. Zu oft gab es öffentliche Kampfansagen wie die von Jason Jaspers nach dem letzten Heimspiel gegen Köln welches man mit 3:1 gewann. Inhaltlich war die Aussage: „Wir wussten, dass dies ein wichtiges Spiel ist. Wir wissen, dass die Tabelle eng ist und deshalb werden wir bis zum Ende Alles geben um die Top 6 zu sichern“ (nagelt mich nicht auf den genauen Wortlaut fest; wer mag, kann sich das Interview nach dem Spiel auf Telekomsport anschauen). Und was folgte? Eine völlig verdiente 2:5 Heimniederlage gegen die Schwenninger Wild Wings. Vom Bewusstsein, dass dies ein enorm wichtiges Spiel war, vom Willen die Top-6 zu erreichen; keinerlei Spur. Solche Spiele bzw die Art und Weise wie die ablaufen sind für mich eine reine Frage der Einstellung.

Und genau dieser Punkt stößt mir sehr bitter auf. Ähnliches Verhalten konnte man auch letztes Jahr bereits erkennen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man es eventuell mit dem schwierigen Verhältnis zwischen Pasanen und Teilen der Mannschaft erklären. Dieses Jahr finde ich persönlich keine logische Erklärung dafür.

Mir fehlt die Identifikationsfigur im Verein. Mir fehlt der Leader, der diese Mannschaft auch mal aufrüttelt. Zu oft wirkte dieses Team auf mich, wie eine Masse die einfach vor sich hin spielte. Ohne Ziel, ohne Plan, ohne Kreativität und zu oft leider auch ohne die richtige Einstellung. Gewinnen wir heute nicht, gewinnen wir halt morgen. Und wenn wir morgen nicht gewinnen, dann halt übermorgen.


Vielleicht ist es erneut naiv gedacht, dass eine Mannschaft eine Begeisterung und eine Identifikation erschaffen kann/soll – doch ich bin ganz ehrlich; ich bin einfach froh, dass dieses Jahr vorbei ist. Denn nicht die heiligen Hallen am Seilersee zu besuchen und die Liebe, die man in sich trägt auszuleben, ist keine Option.

Der Funke ist dieses Jahr einfach zu keinem Zeitpunkt (vielleicht mit Ausnahme des Novembers) übergesprungen. Was bleibt ist die Hoffnung auf die kommende Saison.

In diesem Sinne,

#nurderiec

Das Roosters Jahr 2017

Roosters

Seit wenigen Stunden ist das Kalenderjahr 2017 Vergangenheit und der Neustart 2018 wurde gefeiert. Grund genug um auf das vergangene, bewegte und turbulente „Roosters Jahr 2017“ zu schauen und euch allen auf diesem Weg noch ein frohes Neues Jahr zu wünschen. Ich hoffe, ihr seid gut „gerutscht“.

Januar 2017

XPRO0121Die Katastrophen-Saison 2016/2017 wird wohl jeder Roosters Fan nicht so schnell vergessen. Nach einer Niederlagenserie zum Ende des Jahres 2016 feierten die Roosters am 03. Januar 2017 einen 3:2 Heimerfolg gegen die Straubing Tigers. Zwei Tage später folgte eine 1:6 Auswärtsniederlage beim späteren Champion Red Bull München, ehe man sich am 08. Januar 2017 in heimischer Halle der Düsseldorfer EG mit 2:6 geschlagen geben musste. Es war damals ein Wendepunkt in Sachen Support in der bis dato miserablen Saison. Die Iserlohn Roosters befanden sich zum damaligen Zeitpunkt auf dem letzten Tabellenplatz. Stand das Publikum trotz sehr oft, sehr schwacher Leistungen konstant hinter dem Team wurden an diesem Abend die kritischen Stimmen erstmals deutlich vernehmbar. Auch im nachfolgenden Heimspiel gegen die Schwenninger Wild Wings gingen die Roosters als Verlierer vom Eis. Am 15.01.2017 verloren die Iserlohner Ihr Gastspiel bei den Krefeld Pinguinen mit 3:2. Auf die Verliererstraße brachte die Roosters damals Blair Jones und was folgte war ein für seine Verhältnisse „eskalierender“ Jari Pasanen auf der anschließenden Pressekonferenz ( https://www.youtube.com/watch?v=9-CIa5Ma3Eo ).

Zwei Tage später wurde Blair Jones vorläufig vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert. Der Auftritt in Krefeld sollte sein letzter im Trikot der Roosters gewesen sein. Am 20. Januar verloren die Roosters ihr Auswärtsspiel bei den Grizzlys Wolfsburg mit 4:3 nach Verlängerung; drei Tage später gab man die Vertragsauflösung mit Matt Halischuk bekannt. Aus sportlichen Gründen stimmte man dem Wunsch des Stürmers damals zu. Was folgte war eine Mannschaft die plötzlich als solche auftrat. Auch wenn die Ergebnisse weiterhin dürftig blieben, so war das Auftreten ein völlig anderes. Ein 3:2 Heimsieg nach Shootout gegen Ingolstadt, eine 1:2 Niederlage bei den Schwenninger Wild Wings, eine 4:5 Niederlage bei der Düsseldorfer EG und ein überzeugender 7:3 Heimsieg gegen die Krefeld Pinguine rundeten den schwachen Januar der Roosters ab.

Februar 2017

Mittlerweile am 44. Spieltag angekommen, war allen am Seilersee bewusst; in dieser Saison geht es lediglich noch darum, die Saison mit Würde zu Ende zu bringen. Minimiert von Rauswürfen und Verletzungen mussten sich die Roosters mit 3:4 den Adlern aus Mannheim geschlagen geben. Es passte ins Bild welches die Sauerländer über weite Strecken der Saison abgaben, dass man durch fragwürdige Schiedsrichter Entscheidungen auf die Verliererstraße gelang. Unter anderem wurde ein regelwidriges Tor für die Adler gegeben, für welches sich die DEL sogar anschließend bei den Roosters entschuldigte. Trotzdem zeigte die Leistungsbereitschaft deutlich nach oben. Anschließend gelang den Iserlohnern ein 3:2 Auswärtserfolg bei den Straubing Tigers, ein 3:1 Heimsieg über die Fischtown Pinguins ehe man sich mit 4:3 nach Shootout den Augsburger Panthern geschlagen geben musste. Am 17. Februar hieß der Gegner in heimischer Halle Kölner Haie – es folgte eine 1:2 Niederlage nach Verlängerung. Zwei Tage später siegten die Sauerländer mit 5:2 gegen die Red Bulls aus München, verloren mit 4:5 in Nürnberg, mit 2:4 in Wolfsburg und rundeten die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte mit einer 1:4 Niederlage in Berlin ab. Trotz der weiterhin dürftigen Ergebnisse hatte die Mannschaft Moral bewiesen und gerade im Februar durch kämpferische Leistungen überzeugt. Es reichte einfach nicht zu mehr. Zu viele Störfaktoren beinhaltete das Team in der Saison. Alle am See waren sich einig: Gott sei Dank ist die Saison vorbei. Die Neue kann nur besser werden.

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März 2017

Am 03.03.2017 luden die Iserlohn Roosters zum Saisonabschluss. Trotz der grottigen Saison kamen über 600 Fans um das Team zu verabschieden. Am gleichen Tag wurden erste Personalentscheidungen bekannt gegeben. Greg Rallo, Hannu Pikkarainen, Michel Periard, Boris Blank und Brad Ross erhielten keine weiteren Verträge. Brad Ross war darüber scheinbar so enttäuscht/sauer, dass er unverzüglich die Heimreise nach Nordamerika antrat. Caporusso entschied sich für einen Wechsel ins Ausland, Chet Pickard suchte ebenfalls eine neue Herausforderung. Ein weiteres Jahr am Seilersee durfte Johan Larsson begrüßt werden. Die Nachverpflichtung aus Finnland konnte einen guten Eindruck hinterlassen und auch Eigengewächs Dieter Orendorz verlängerte seinen Vertrag. Die erste Neuverpflichtung wurde bekannt gemacht; Kevin Schmidt sollte aus der EBEL zurück in die DEL kehren. Gültige Verträge besaßen zu dem Zeitpunkt Jason Jaspers, Blaine Down, Denis Shevyrin, Noureddine Bettahar, Christopher Fischer, Marko Friedrich und Mathias Lange. Weitere Gespräche wollten die Roosters mit Troy Milam, Ryan Button, Dylan Wruck, Dave Dziurzynski, Chad Bassen und Marcel Kahle führen. Am 24.03. gaben die Roosters die Vertragsverlängerungen von Chad Bassen und Marcel Kahle bekannt.

April 2017

Am 07.04. wurde der Wechsel von Jake Weidner öffentlich gemacht. Weidner wechselte von der Cornell University an den Seilersee. (Anmerkung: Speziell in sozialen Netzwerken und Foren wurde der Wechsel sehr oft bereits schlecht geredet, noch bevor der Spieler überhaupt einen Fuß auf europäisches Eis gesetzt hat. Mittlerweile kann man wohl getrost behaupten; Weidner hat es allen Kritikern gezeigt und bildet aktuell ein elementares Puzzlestück in der Mannschaft.) Am 21.04. gaben die Sauerländer den Wechsel von Sasa Martinovic aus Nürnberg bekannt. Eine Woche später wurde der Wechsel von Alexander Bonsaksen an den Seilersee öffentlich.

Mai 2017

Der Mai startete mit einem Knaller. Jack Combs (Toptorschütze der vergangenen Saison) wechselte aus Bremerhaven nach Iserlohn. Und auch Sebastian Dahm, der mit sensationellen Leistungen bei der WM auf sich aufmerksam machte, unterzeichnete ein Arbeitspapier. Am 19.05. veröffentlichten die Roosters die Verpflichtung von Justin Florek, lediglich zwei Tage später wurde bekannt gegeben, dass Chad Costello ebenfalls an den Seilersee wechselte. Das Team für die kommende Saison nahm Formen an.

Juni 2017

Am 29.06. 2017 gaben die Roosters bekannt, dass Sie für die kommende Saison die DEL Lizenz erneut erhielten.

Juli 2017

Am 07.07. wurde der Wechsel von Travis Turnbull aus Köln offiziell verkündet. 12 Tage teilten die Roosters mit, dass Chris Brown sich für einen Wechsel an den Seilersee entschieden hat. Zum Ende des Monats gab es eine Nachricht, welche viele Fans in Iserlohn jubeln ließ. Publikumsliebling Boris Blank würde eine weitere Saison im Trikot der Roosters auflaufen.

August 2017

Jari Pasanen gab bekannt, dass er sich für ein Trio aus Jason Jaspers (C), Travis Turnbull (A) und Blaine Down (A) entschieden hatte. Als Ersatz für einen der Drei war Neuzugang Chris Brown eingeplant. Am 01.08. gaben die Roosters die Verpflichtung von Johannes Salmonsson bekannt. Fünf Monate und 12 Tage nach dem letzten Spiel gegen die Eisbären Berlin traten die Iserlohner zum ersten Testspiel bei den Krefeld Pinguinen an und verloren dort sang- und klanglos mit 1:4. Highlight im Spiel damals war Travis Turnbull der sich einen Kampf mit Daniel Pietta lieferte und diesen eindeutig gewann. Am 13.08. gaben die Roosters bekannt, dass Chad Costello die Saison am Seilersee beenden wird. Costello unterschrieb einen Try-Out Vertrag, konnte sich durch eine Krankheit jedoch nicht übermäßig viel präsentieren. Dennoch entschieden sich die Roosters für den Stürmer. Weiterhin gab der Verein bekannt, dass der Vertrag eine Option für die kommende Spielzeit beinhaltet. Auch beim IceCup in Bietigheim lief es nicht gut für die Sauerländer. Einer 0:1 Niederlage gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven folgte eine 3:6 Klatsche gegen Bietigheim. Am 25.08. gelang den Roosters der erste Sieg der Vorbereitung. Ein 5:2 Sieg gegen die Frederishavn White Hawks aus Dänemark im Zuge des swb Cups. Anschließend traf man erneut auf die Fischtown Pinguins, welche man mit 4:2 besiegen konnte.

September 2017

Endlich war es wieder an der Zeit. Am 01.09. gaben die Roosters ihr Testspieldebüt vor heimischem Publikum gegen die Kölner Haie. Mit 2:3 nach Verlängerung musste man sich geschlagen geben. Am 03.09. zeigten die Roosters vor heimischer Kulisse ihre beste Leistung in der Vorbereitung und gewannen das Testspiel gegen die Krefeld Pinguine mit 5:1. Besonders hervor tat sich damals die Reihe Combs, Costello, Turnbull. Gleichzeitig feierte man die Saisoneröffnung.

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Am 07.09. war es dann endlich wieder Zeit für DEL-Eishockey. Die Roosters empfingen die Schwenninger Wild Wings und musste sich mit 1:2 nach Verlängerung geschlagen geben. Von sieben Partien im September konnten die Iserlohner lediglich zwei für sich entscheiden. Zeigte man zu Beginn noch ansprechende Leistungen, doch hatte nicht das nötige Glück, so passten sich mit zunehmender Dauer der Saison auch die Leistungen an die Ergebnisse an. Schnell wurden kritische Stimmen gegenüber Jari Pasanen laut.

Oktober 2017

Schlimmer konnte der Oktober eigentlich nicht beginnen. Mit 1:5 verloren die Roosters auf heimischem Eis das Derby gegen die Düsseldorfer EG. Und das, auch in der Höhe, absolut verdient. Was folgte war eine 5:0 Niederlage in Ingolstadt und eine 3:6 Heimniederlage gegen die Eisbären Berlin. Am 05.10. gaben die Roosters die Nachverpflichtung von Oscar Eklund bekannt. Jari Pasanen hatte zu diesem Zeitpunkt bei einem Großteil der Fans absolut keinen Kredit mehr. Zu körperlos, zu defensiv und zu fehlerbehaftet war das Spiel seiner Jungs. Die Mannschaft vermittelte auch nicht den Eindruck als würde Sie das System des Trainers bedingungslos unterstützen. Am 08.10. gewannen die Roosters das Auswärtsspiel bei den Krefeld Pinguinen; umso überraschender war es, dass Jari Pasanen zwei Tag später beurlaubt wurde. Für viele Fans am Seilersee ein längst überfälliger Schritt. Was folgte war eine Interimslösung aus Jami Bartman, Christian Hommel und Karsten Mende an der Bande. Mit Erfolg. Das Gastspiel in Mannheim gewannen die Roosters mit 3:5 und auch das Heimspiel am 15.10. gegen die Straubing Tigers entschieden die Iserlohner mit 4:3 nach Verlängerung für sich. Zwischenzeitlich gaben die Sauerländer am 12.10. bekannt, dass Rob Daum der neue Headcoach werden wird und am 19.10. erstmals hinter der Bande stehen wird. Auch dieses Spiel gewannen die Iserlohner mit 2:1 nach Shootout. Was folgte war eine Niederlage in Schwenningen und eine Niederlage auf heimischem Eis gegen die Grizzlys Wolfsburg. Doch die Roosters schlossen den Oktober mit zwei Erfolgserlebnissen ab. Einem 3:1 Heimsieg gegen die Augsburger Panther folgte ein starker 2:1 Auswärtssieg beim EHC Red Bull München.

November 2017

Bis dato der erfolgreichste Monat der Saison der Sauerländer. In acht Partien musste man sich lediglich einmal der Düsseldorfer EG (1:6) geschlagen geben. Vom 03.11 bis zum 29.11. besiegten die Roosters sonst jeden Gegner der da oder zu dem man reisen musste. Auswärts in Berlin, zu Hause gegen Ingolstadt, zu Hause gegen Mannheim, zu Hause gegen Köln, zu Hause gegen Krefeld, in Straubing und zu Hause gegen Nürnberg. Gerne wurde vom „Team der Stunde“ gesprochen; durchaus mit einer gewissen Berechtigung. Beeindruckend war nicht nur, dass die Spiele gewonnen wurden, sondern teilweise auch wie. Gegen Köln drehten die Roosters beispielsweise einen 1:3 Rückstand.

Dezember 2017

Auf den goldenen November folgte die Ernüchterung. Erstmals unter Rob Daum mussten die Sauerländer eine vier Spiele anhaltende Niederlagenserie erdulden. 1:3 zu Hause gegen Berlin, 4:2 in Köln und Augsburg und 1:5 zu Hause gegen München. Dabei sei angemerkt, dass in den Spielen gegen Berlin, Köln und Augsburg durchaus die Möglichkeit bestand zu punkten. In Köln war man sogar über 60 Minuten das bessere, aber nicht glücklichere Team. Im Heimspiel gegen München dagegen war man erstmals komplett chancenlos. Am 15.12. im Heimspiel gegen Ingolstadt sah es lange nach der fünften Niederlage in Serie aus, ehe die Roosters einen 1:3 Rückstand innerhalb des letzten Drittels aufholten und im Shootout den Sieg einheimsten. Gestärkt durch dieses Erfolgserlebnis folgte ein Auswärtssieg in Schwenningen und ein Heimsieg gegen Bremerhaven. Das anschließende Heimspiel gegen Wolfsburg verloren die Roosters trotz Chancen mit 1:4 und auch am zweiten Weihnachtstag verlor man mit 2:3 bei der Düsseldorfer EG. Einen erfolgreichen Abschluss fand der Dezember durch den 5:3 Heimsieg gegen Mannheim und einem glücklichen 4:5 Auswärtssieg nach Verlängerung in Krefeld.

Abschluss

Ein turbulentes, bewegtes und aufregendes Roosters Jahr 2017 ging zu Ende. Geprägt von vielen Tiefen, gerade zu Beginn des Kalenderjahres und Beginn der aktuellen Saison, überwiegen in der jüngeren Vergangenheit jedoch die Erfolgserlebnisse und die positive Entwicklung welche die Mannschaft unter Rob Daum genommen hat. Sowohl die Teamleistung auch die Leistung einzelner Akteure. Nach der unvermeidlichen Trennung von Jari Pasanen wirkte es teilweise wie eine Befreiung. Besonders beeindruckend stellt sich die Tatsache dar, dass auch bei schwächeren Leistungen auf dem Eis, die Roosters sehr oft einen Weg finden die Spiele für sich zu entscheiden.

Fazit

Wir werden Playoffs am Seilersee erleben. Da leg ich mich bereits fest. Auch wenn die Tabelle noch sehr sehr eng ist (abgesehen von den ersten drei Plätzen).

In diesem Sinne,

#NurDerIEC

#Undirgendwannirgendwanneinmal


 

Fotos: Patrick Rüberg – eishockey-online.com

10 Minuten Eishockey reichen Iserlohn Roosters zum Sieg

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Mit 4:3 nach Shootout gewinnen die Iserlohn Roosters ihr Heimspiel gegen den ERC Ingolstadt. Und das durch Glück, Unvermögen des Gegners und am Ende einer großen Moral.

Das erste Drittel startete denkbar unglücklich für die Iserlohner. Mit dem ersten Schuss aufs Gehäuse von Sebastian Dahm erzielte Darin Olver das 1:0 für die Gäste aus Ingolstadt. Gespielt waren gerade einmal 61 Sekunden. Die Roosters fanden nur sehr sehr schwer ins Spiel. War das Offensivspiel in den ersten 20 Minuten noch in der einen oder anderen Situation durchaus anschaulich, so gegenteilig verhielten sich die Iserlohner in der eigenen Zone. Sobald Ingolstadt in Scheibenbesitz war, fanden die Sauerländer keinen Zugriff und sehr oft auch keine defensive Ordnung. Ähnliche Probleme deuteten sich schon im Spiel gegen den EHC Red Bull München an. Über weite Strecken, gerade im zweiten Drittel, wirkte der Slot vor Sebastian Dahm wie eine Wohlfühloase für gegnerische Angreifer. Und auch bei eigenem Scheibenbesitz hatten die Roosters immer wieder enorme Probleme ein sauberes und technisch anspruchsvolles Aufbauspiel zu praktizieren. Auch hier waren ähnliche Probleme schon in den vorangegangen Spielen zu beobachten. Bei aggressivem Forecheck des Gegners haben die Iserlohner Mühe, sich aus den Situationen zu befreien. Wenn der gegnerische Forecheck dann doch einmal erfolgreich überwunden werden konnte, kamen die Iserlohner zu Abschlussmöglichkeiten und so war es Sasa Martinovic auf Zuspiel von Christopher Fischer und Jason Jaspers der nur 172 Sekunden nach dem Rückstand für die Sauerländer ausglich. Doch Ingolstadt investierte mehr für das Spiel, spielte vor allem sauberer und schneller und erzielte nach 8 Minuten und 56 Sekunden im ersten Drittel die erneute 2:1 Führung.

teamIm zweiten Drittel fielen die Roosters zurück in ein Verhalten welches man lediglich vom Anfang der Saison kannte. Wenig Einsatz, wenig Kampf und Fehler über Fehler. Defensiv fehlte die Zuordnung, offensiv die Idee. Da war es nicht verwunderlich, dass in 2 Minuten Powerplay nicht ein einziger Schuss abgegeben werden konnte.Einzig der Abschlussschwäche der Ingolstädter, Glück und Sebastian Dahm war es zu verdanken, dass man nach einem weiteren Gegentreffer durch Michael Collins lediglich mit einem 1:3 Rückstand ins letzte Drittel startete. Wären die Sauerländer zu diesem Zeitpunkt mit 4, 5 oder gar 6 Gegentoren in die Pause gegangen; niemand hätte sich beschweren können. Persönlich denke ich, dass es die schlechtesten 20 Minuten unter Rob Daum waren.

Mitte des dritten Drittels sprach wenig bis gar nichts für ein Comeback der Iserlohner. Die Mannschaft lieferte zuvor einfach keinen Anlass für den Glauben, dass man das Spiel noch drehen konnte. Das war der große Unterschied zu den vorherigen Spielen (mit Ausnahme gegen München); man hatte doch immer den Glauben, dass noch etwas möglich war. 8 Minuten und 29 Sekunden vor Ende erhielt Johannes Salmonsson eine Strafe wegen Cross-Checks. Vielen in der Eishalle am Seilersee kam wohl der Gedanke: das vierte Gegentor und die Sache ist durch. Doch es kam anders. Jason Jaspers erzielte in der 53. Spielminute ein Shorthanded-Goal. Beim anschließenden Jubel räumte Patrick McNeill den Iserlohner Angreifer ab und erhielt eine Strafe wegen Behinderung. Es ging ein Ruck durch die Eishalle am Seilersee. Nicht nur auf den Rängen, auch auf dem Eis. Plötzlich kamen Pässe an, die 50 Minuten lang vorher im Nirvana endeten, plötzlich wurden Checks zu Ende gefahren, von denen man teilweise gar nicht wusste, dass es Sie gibt. Kurz gesagt; es wurde Eishockey gespielt. Das anschließende Powerplay blieb zwar erfolglos, doch in der 56. Spielminute war der Kapitän erneut zur Stelle. Auf Vorlage von Kevin Schmidt und Christopher Brown erzielte Jaspers den 3:3 Ausgleich. 90 Sekunden später erhielt Sasa Martinovic eine Strafe wegen Hakens, doch die anschließende Unterzahl spielten die Iserlohner sehr gut aus. Besonders Jake Weidner zeigte in diesem Unterzahlspiel eine sehr gute Leistung. 43 Sekunden vor Ende ergab sich sogar noch die große Chance für die Iserlohner das Spiel komplett ad absurdum zu führen, doch Christopher Brown wurde von Sean Sullivan am Abschluss gehindert und zog eine Strafe.

Das anschließende Überzahlspiel und die danach stattfindende Overtime verliefen ohne größere nennenswerte Ereignisse ab, auch wenn das Spiel mittlerweile zu jedem Zeitpunkt Spannung bot. Es ging in den Shootout. Von sechs Schützen traf lediglich Jack Combs und wie es zu diesem Spiel passte; sehr glücklich.

siegAlles in allem war es ein mehr als glücklicher Sieg für über weite Strecken schwache und schlechte Iserlohner. Dennoch soll die große Moral der Sauerländer am Ende nicht unerwähnt bleiben. Wer nach vier Niederlagen in Folge so ein Spiel noch dreht (egal ob mit Glück oder nicht) , der verdient Respekt.

Die Schwächen im Spiel der Roosters sollten aber ebenfalls nicht unbemerkt bleiben. So viel Glück wird man nicht in jedem Spiel auf seiner Seite haben.

Star des Spiels: Sebastian Dahm. Hielt sein Team vor allem im zweiten Drittel im Spiel und am Ende alle drei Penaltys.

Schiedsrichter: Mit zunehmender Spieldauer wurde das Gespann immer schlechter. Dabei war nicht das Problem was gepfiffen wurde, sondern vor allem was eben NICHT gepfiffen wurde.


Bilder wurden von @derherrknipser (Twitter) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Iserlohn Roosters – Zwischenfazit

D75_3601Halbzeitpause in der Deutschen Eishockey Liga. 26 von 52 Hauptrundenspielen sind absolviert. Zeit genug ein erstes Zwischenfazit zu ziehen.


Voller Vorfreude und mit großem Enthusiasmus startete man am Seilersee in die laufende Spielzeit. Die Ernüchterung erfolgte schnell. Nur zwei Siege aus den ersten zehn Saisonspielen – das hatte man sich nach der Horrorsaison 2016/2017 ganz anders vorgestellt. Mit dem Beigeschmack der Vorsaison wurde Kritik an Jari Pasanen laut, doch die Roosters hielten am Finnen fest. Vorest. Trotz 5:3 Auswärtssieg bei den Krefeld Pinguinen am 08.10.2017 trennten sich die Sauerländer anschließend vom einst erfolgreichen Finnen. Nach zwei erfolgreichen Spielen mit der Interimslösung Hommel/Bartman/Mende gab der Kanadier Rob Daum am 19.10.2017 sein Debüt als Headcoach der Iserlohn Roosters. Was bis jetzt folgen sollte war ein unglaublicher Lauf der Roosters. Seit Rob Daum stehen die Roosters bei 10-3-0. Zuvor lag die Bilanz bei 5-7-1.

IMG_1093_previewUnd so kommt es nicht überraschend, dass das Team der Stunde in der DEL Iserlohn Roosters heißt. Nicht München, Mannheim, Berlin oder Nürnberg. Nein, das kleine gallische Dorf aus dem Sauerland welches aktuell auf Rang fünf der Tabelle rangiert und sich zurecht „Die Besten im Westen“ nennen darf. Aus den letzten 15 Spielen, holten die Sauerländer 33 Punkte. Keine Mannschaft in der Liga konnte in diesem Zeitraum mehr Punkte einfahren und auch das Torverhältnis von +18 bildet in dieser Periode den Topwert der Liga. Noch besser sieht die Bilanz in den letzten zehn Spielen aus. Neun Siege stehen einer Niederlage gegenüber – 26 von 30 möglichen Punkten – Torverhältnis 33:17. Insgesamt gab man in diesem Zeitraum lediglich vier (!) Punkte ab. Bei der deutlichen 1:6 Niederlage im Derby gegen die Düsseldorfer EG und beim 5:4 Heimsieg nach Shootout über die Kölner Haie mussten die Sauerländer mit Punktverlusten leben.

Wer die Spiele der Iserlohner verfolgt der wird nicht nur von dem ein oder anderem Ergebnis überrascht sein, sondern auch von der Art und Weise. Rob Daum hat es in kürzester Zeit geschafft die Mannschaft in sämtlichen Bereichen zu stabilisieren und teilweise auch deutlich zu verbessern. In den zurückliegenden zehn Spielen haben lediglich die Eisbären Berlin vier Tore mehr geschossen als die Roosters (Berlin 37 / Iserlohn 33) – weniger Gegentore als die Mannschaft um Mathias Lange und Sebastian Dahm kassierte keine Mannschaft in diesem Zeitraum (Iserlohn 17 / Wolfsburg & Nürnberg 19). Das ist insofern bemerkenswert, als dass Iserlohn sich gerade zu Saisonbeginn (unter Jari Pasanen) durch vogelwilde Defensive und unglückliche bis teils schlechte Offensive auszeichnete.

Die wohl offensichtlichste Umstellung im Spiel der Roosters ist der veränderte Forecheck und das deutlich aggressivere Spiel. So lautete auch stets die Antwort der Spieler auf die Frage „Was läuft jetzt anders?“. Auch im Powerplay sind deutliche Fortschritte seit der Länderspielpause zu erkennen. In den letzten Spielen fand die Mannschaft idR sehr oft sehr schnell den Weg in die gegnerische Zone und anschließend die Aufstellung. Doch auch hier herrscht noch Nachholbedarf. Gegen Nürnberg, Köln, Mannheim, Düsseldorf, Ingolstadt und München gelang den Roosters kein Treffer in Überzahl. Dabei sei angemerkt, dass alle Vereine auf den Plätzen zwei bis sieben in der Kategorie Unterzahl liegen. Mit 17,65% Überzahlquote liegen die Roosters hier im Mittelfeld der Liga. Mit nur einem kassierten Shorthander nimmt man Platz zwei in dieser Statistik ein, hinter den Straubing Tigers die noch gar keinen Shorthander hinnehmen mussten. Auch bei der Unterzahlquote von 80,52% bewegt man sich im Tabellenmittelfeld wobei angemerkt sei, dass Iserlohn die drittwenigsten Unterzahlsituationen spielen muss.

Roosters vs Kölner EC 22.11.2017Trotz deutlich erhöhter defensiver Stabilität, härterem Körperspiel und besser funktionierenden offensiven Automatismen, liegt der wohl größte Fortschritt der Iserlohner im mentalen Bereich und ist meiner Meinung nach ausschlaggebend für den aktuellen Lauf der Iserlohner; neben sportlicher Qualität. Die Roosters sind wieder eine Mannschaft, in der jeden für den Anderen alles gibt. Eindrücke vom Training und aus Interviews bestätigen das Bild, dass es in der Mannschaft auf und neben dem Eis stimmt. Marko Friedrich beschrieb die Situation bei den Roosters zuletzt mit dem Worten: „Wir haben einfach einen Weg gefunden die Spiele zu gewinnen. Wir haben hier viel Qualität in unserer Mannschaft      und in unseren Reihen. Was am Ende immer gefehlt hat war das Ergebnis. Die fahren wir jetzt positiv ein aus unserer Sicht und darauf kommt es an. Das gibt uns natürlich Aufschwung und Selbstvertrauen und im Endeffekt ist das jetzt ne riesen Lawine die einfach rollt.“ Dieses angesprochene Selbstvertrauen spiegelt sich in jedem Spiel wieder. Die Mannschaft ist bereit hart zu arbeiten um sich zu belohnen.

Spiele gegen Krefeld, Köln und Berlin wurden nach Rückstand gewonnen. Gegen Mannheim, Berlin und München hat sich die Mannschaft selber bewiesen, dass in Kombination mit den Goalies auch ein Lowscoring Game gewonnen werden kann. Lediglich gegen Wolfsburg, Düsseldorf und Schwenningen konnte das von Team von Rob Daum noch kein Duell gewinnen. Dennoch merkt man, dass dort eine Mannschaft auf dem Eis steht, die an den Matchplan und die Vorgaben vom Trainer glaubt und sich auch von vermeintlichen Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lässt. Und auch von Seiten Rob Daums scheint das Vertrauen in die Mannschaft gegeben zu sein. Im Spiel gegen Nürnberg vertraute er Rückkehrer Caporusso, nahm dafür Chad Costello aus dem Kader, welcher sich direkt mit zwei Treffern bedankte. Es passte einfach ins positive Bild, welches die Roosters aktuell abgeben. Neben einer mannschaftlichen Verbesserung schafft Rob Daum es ebenfalls aktuell, jeden Akteur zu stabilisieren oder gar besser zu machen. Beispielhaft seien hier einfach sämtlich Verteidigerpaare genannt, die sich alle eindeutig zum Positiven entwickelt haben. Kapitale Aussetzer wie die von Kevin Schmidt beispielsweise in Schwenningen wird man nie komplett verhindern können, aber sie wurden deutlich verringert.

Im Sinne der Roosters kann man nur hoffen, dass die Lawine auf der man sich befindet einfach rollt. Und rollt. Und rollt. Und rollt.

#NurDerIEC

#Undirgendwannirgendwanneinmal


 

Fotos: Patrick Rüberg – eishockey-online.com